Taktile Reizung der Tasthaare verhindert Hirnschäden nach Schlaganfall
Felix Bohne | Nov 16, 2010 | Kommentare 0
Ein Schlaganfall, oder auch ischämischer (minderduchbluteter) Hirninfarkt, geht auf einengende oder verschließende Vorfälle der arteriellen Hirngefäße zurück. Nach dem Infarkt, so weiss man heute gibt es ein relativ enges Zeitfenster, in welchem die Behandlung der Sauerstoffunterversorgung des Gehirns möglich ist und die Schwere der Folgeschäden vermindern kann. Auf solche Behandlungen sind die sogenannten “Stroke Unists” sezialisiert, die mit verschiedenen Theapieformen, basierend auf der Primärdiagnose zeitnah handeln können. Oft kommt es dabei zur Thrombolyse, also dem Auflösen eines Blutgerinsels, dass sich nach einer Embolie der Thrombose an anderer Stelle im Körper ins Gehirn begeben hat und dort einen Blutstau ausglöst hat. Dies ist bei nicht-blutenden Stauungen möglich, bei Gehirnblutungen jedoch ist eine solche Behandlung kontraindikativ, da sie die Blutung verschlimmern würde. Auf jeden Fall können heute bei zeitnaher Nachversorgung die schlimmsten Folgeschäden oft verhindert werden und durch intensive Rehabilitation erstaunliche Verbesserungen bewirkt werden.
Einen beinahe unglaublichen Effekt haben nun Forscher um Ron Frostig von der University of California beobachtet.
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Tasthaare (Vibrissen) Bild: Wikipedia
So konnten in Ratten die schlimmsten Folgeschäden eines experimentellen Hirnschlags fast komplett verhindert werden, wenn innerhalb eines Zeifensters von 2 Stunden ein einzelnes Schnurrhaar des Tieres für einige Zeit taktil stimuliert wurde. Die Tast- oder Schnurrhaare, oder wissenschaftlich Vibrissen sind spezialisierte Haare im Gesichtsfeld von Säugetieren, die meist verlängert und verstärt vorliegen und der Wahrnehmung taktiler Reize dienen. Manche nachtaktive oder im Erdreich lebende Tiere verlassen sich ausschliesslich auf die sensorische Perzeption mit Hilfe der Vibrissen und können damit recht effektiv den fehlenden Sehsinn ausgleichen. Eine ähnlich intensive Repräsentation im Gehirn, also die Fläche des Kortex, die für die Verarbeitung der eingehenden Signale eines Sinnesorganes verwendet wird, kommt beim Menschen den Lippen oder den Fingern zu.
Dies könnte bedeuten, dass eine einfache Stimulation entsprechender Sinnesorgane auch beim Menschen einen therapeutischen Effekt auf die Folgeschäden nach einem Schlaganfall haben könnte. Eines ist auf jeden Fall ziemlich sicher, die Wahrscheinlichkeit, dass mit dieser Behandlung schwere Nebenwirkungen einhergehen ist eher Gering.
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