Potentielles neues Antibiotikum verhindert RNA-Degradation in MRSA
Felix Bohne | Feb 11, 2011 | Kommentare 2
Als Gosio mehr als dreissig Jahre vor Flemming das erste Antibiotikum, die Mycophenolsäure, isolierte, hatte er wohl noch keine Vorstellung von dem Siegeszug, den diese Klasse der Arzneimittel einestages hinlegen würden. Doch jeder Siegeszug, kommt einmal zum erliegen, und dies geschah den Antibiotika, ungefähr 100 Jahre später, als man realisierte, dass übermässige Gabe und falscher Einsatz dieser so wertvollen Reagenzien, zur Ausbildung von Resistenzen unter den Erregern führen konnte. Inzwischen stellt dies ein enormes Problem dar und besonders schwache und bereits immunologische angegriffene Patienten, die sich oft in den Krankenhäusern finden, werden von diesen resistenten Erregern befallen und die Ärzte können nur tatenlos zusehen. Die aktuell zur Verfügung stehenden Antibiotike greifen mehr oder weniger auf zwei Wirkmechanismen zurück, nämlich die Beschädigung der Zellwand und angrenzender Prozesse und die Nukleinsäure/Proteinsynthese. Da ein bakterieller Krankheitserreger aber sehr viel mehr zu bieten hat, geht die Suche nach neuen Wirkstoffklassen, gegen die logischerweise noch keine Resistenzen ausgebildet wurden, ständig weiter.
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Methizillin resistente S. aureus (MRSA) Bild: Wikipedia
Nun sieht es so aus, als wäre Forschern aus Grossbritannien ein neuer Fisch ins Netz gegangen. Sie fanden einen neuen Wirkstoff, ein sogenanntes “small molecule” (kleines Molekül), das an ein Protein aus der RNA-Degradation der methizillinresitenten Staphylococcus aureus (MRSA) Bakterien bindet und den Abbau der RNA blockiert. Das ist ein vollkommen neuer Ansatz und bisher hatte sich wohl niemand Gedanken gemacht, die Entsorgung der RNA, der nach der Transkription, Translation und der Proteinbiosynthese wohl als eher lanweilig und mehr mit der Müllabfuhr vergleichbar eingeschätzt wurde, zu untersuchen. Doch anscheinend bringt eine Blockierung dieses Prozesses ebenfalls eine antibiotische Wirkung mit sich. Wir können gespannt sein, ob dieser Effekt es bis and Klinikbett schafft und zukünftige MRSA-Infzierte heilen kann.
Olson, P., Kuechenmeister, L., Anderson, K., Daily, S., Beenken, K., Roux, C., Reniere, M., Lewis, T., Weiss, W., Pulse, M., Nguyen, P., Simecka, J., Morrison, J., Sayood, K., Asojo, O., Smeltzer, M., Skaar, E., & Dunman, P. (2011). Small Molecule Inhibitors of Staphylococcus aureus RnpA Alter Cellular mRNA Turnover, Exhibit Antimicrobial Activity, and Attenuate Pathogenesis PLoS Pathogens, 7 (2) DOI: 10.1371/journal.ppat.1001287
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Kommentare (2)
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Handelt es sich bei diesem Prozess der spezifisch für MRSA ist oder wurde er bisher nur bei diesen Bakterien nachgewiesen?
Außerdem würde es mich interessieren warum die Blockade dieses Prozesses einen antibiotischen Effekt hat (vermutlich wird hier noch weitere Forschung nötig sein) und wie dieses “small molecule” entdeckt wurde.
[Antwort]
Hallo KnoxonK,
Ich denke der Efekt müsste, natürlich bei der Voraussetzung eines identisch funktionierenden Prozesses auch in anderen Bakterien funktionieren. Antibiotisch daran ist wohl der daraus entstehende überschüss an RNAs und daraus translatierten Proteinen, die die Bakterienzelle schliesslich ins Chaos stürzt. Entdeckt wurde es wohl bei einer spezifischen Suche, nachdem das RNAse Protein in Infektionsexperimenten reguliert reagierte. Wenn es dich genauer interesiert einfach den Link in der Zitation anklicken.
Grüsse
[Antwort]