Glass-Microbiology! Wundervolle Kunstwerke von Luke Jerram!
Felix Bohne | Okt 20, 2009 | Kommentare 3
Autor: Fee
Das Thema Science-Kommunikation, also das vermitteln der doch oft recht trockenen Ergebnisse aus der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung ist das hier hochgesteckte Ziel unsrer journalistischen Tätigkeit und geschieht aus dem reinen Selbstzweck heraus. Wir sind leidenschaftliche Wissenschaftler und versuchen kryptische Fachpublikationen dem Leser näherzubringen. Auch die wissenschaftliche Kommunikation in den verschiedenen Medienformen und deren übergreifende und ansprechende Präsentation liegt uns am Herzen. Da freut es mich besonders, wenn sich auch fachfremde Spezialisten mit der Darstellung wissenschaftsrelevanter Themen beschäftigen.
So hat mir Tobi von Weitergen kürzlich einen Link zukommen lassen mit der kurzen Beschreibung: “Something for you?”. Und nach der Analyse der übermittelten Inhalte muss ich sagen: Auf jeden Fall. Der Glasskulpturenkünstler Luke Jerram fertigt nach althergebrachten Glasmanufaktumethoden atemberaubend schöne dreidimensionale Darstellungen typischer mikrobiologischer Organismen.
Image credit: Luke Jerram
Die Herstellung kann man sich auch als Video zu Gemüte führen:
Wobei man natürlich vorsichtig sein muss den Begriff “Organismus” im Zusammenhang mit Viren zu verwenden, aber ich tu es einfach mal! Der Künstler hat eine ganze Kollektion von typischen Krankheitserregern aus Glas hergestellt. Von HIV über Schweinegrippe H1N1 undEscherichia coli bis hin zum Pockenvirus ist alles vertreten, was Rang und Namen in der MIkrobiologie hat.
Was will der Künstler damit bezwecken? Er beschreibt es als Gegenüberstellung zu der falschfarbengeprägten und meisst recht ungreifbaren Darstellung dieser Erreger in der wissenschaftlichen Kommunikation. Ausserdem will er dem massiven Einfluss dieser Krankheiten auf unsere Sozialstrukturen Rechnung tragen.
Ein Beispiel für einen erschütternden aber auch einprägsamen Versuch die Problematik der globalen Ausbreitung des HI-Virus und dessen Folgen darzustellen, war mit Sicherheit die Kampagne www.aids-ist-ein-massenmörder.com, die junge Frauen beim Geschlechtsakt mit Hitler und anderen Diktatoren zeigte. Eine krasse Darstellung, die Manchem sicher zu weit ging.
Der Künstler Luke Jerram versucht das auf eine etwas einfühlsamere Art und Weise, indem er den dargestellten Organismen eine Ästhetik verleiht. Ein Komentar auf seiner Webseite hat mich besonders bewegt:
Dear Luke,
I just saw a photo of your glass sculpture of HIV.
I can’t stop looking at it. Knowing that millions of those guys are in me, and will be a part of me for the rest of my life. Your sculpture, even as a photo, has made HIV much more real for me than any photo or illustration I’ve ever seen. It’s a very odd feeling seeing my enemy, and the eventual likely cause of my death, and finding it so beautiful.
Thankyou.
In der Detailaufnahme sieht das HI-Virus von Luke Jerram einfach nur schön aus. Man kann detailgetreu die einzelnen funktionellen Einheiten des Virus erkennen. Im Inneren befindet sich das Capsid, eine Proteinmatrix, die das RNA-Genom umschliesst und für dessen Verpackung in den Viruspartikel verantwortlich ist. Darüberliegend ist die sphärische Virushülle, die aus der modifizierten Zellmembran der Wirtszelle und den darin eingelagerten viralen Oberflächenproteinen besteht. Diese Oberflächenproteine sind auch für die Anheftung an Zielzellen, die CD4-positiven T-Helferzellen zuständig. Daraufhin kommt es zu einer Aufnahme des Capsides in die Wirtszelle und zur Retrotranskription des RNA-Genoms, das daraufhin ins Wirtszellgenom inegriert und mit der Expression der Tochtervirusproteine und der Herstellung neuer RNA-Genome beginnt. Diese werden dann in neue Capside und diese in neu gebildete Viruspartikel verpackt um den Replikationszyklus zu vollenden.
Ich bin begeistert über diese wundervollen Gebilde und ihren sichtlichen Einfluss auf das Begreifbar-Machen dieser für mich als Forscher klaren Strukturen, die sich einem Laien aber mit Sicherheit erst nach zeitraubender Beschäftigung mit der Materie eröffnen.
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Kategorie: Wissenschaft und Gesellschaft
Kommentare (3)
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Ist das unterste Bild nicht ein Virus, dass sich Jeram nur ausgedacht hat?
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Hehe, der Autoresponder funktioniert!
Ansonsten aber toller Post!
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@Tobias: Auf seiner Page ist das Bild als HIV geführt und die unregelmässige Kegelstumpfstruktur des Capsides stimmt!
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