Hauseigener Populärwissenschaftler der TU Wien
uli Brandt-Bohne | Apr 12, 2012 | Kommentare 0
Florian Aigner ist promovierter Physiker und arbeitet derzeit als Wissenschaftsredakteur der Technischen Universität Wien. Er ist in dieser Funktion für Wissenschaftskommunikation und Medienarbeit zuständig, gewissermaßen der `hauseigene Populärwissenschaftler´ der TU Wien. Daneben arbeitet er auch an privaten Wissenschaftskommunikations-Projekte.
Aigners Werdegang
`Das war ein komplizierter Weg´, beginnt der Physiker seinen Rückblick. Er war immer schon recht vielseitig interessiert – und Naturwissenschaften standen immer schon ganz oben auf seiner Interessensliste, gemeinsam mit Musik, Kunst und Literatur. Irgendwann bekam er „Eine kurze Geschichte der Zeit“ von Stephen Hawking geschenkt, das ihn sehr fasziniert hat. Weitere Bücher folgten. Als dann die Zeit kam, sich für ein Studium zu entscheiden, hatte er das Gefühl die Naturwissenschaft völlig aus den Augen zu verlieren, wenn er sich nicht beruflich damit beschäftigte. Musik und Kunst wurden zum Freizeitprogramm deklariert. Er begann das Physikstudium, da es für ihn die allgemeinste der Naturwissenschaften darstellt und diesen Schritt hat er auch nie bereut.
Wo bist Du jetzt und warum?
`Interessanterweise bin ich tatsächlich ungefähr dort gelandet, wo ich anfangs landen wollte – auch wenn es meinen heutigen Beruf damals noch gar nicht gab´sagt der Wissenschaftler. Die Idee, Wissenschaft zu verstehen und sie dann – als „Wissenschaftspublizist“ im weitesten Sinn anderen Leuten näherzubringen, war bei ihm schon ganz zu Beginn da.
Natürlich haben sich auch bei ihm die Zukunftspläne und Erwartungen im Lauf der Zeit verschoben. Auch er hatte irgendwann über eine akademische Karriere nachgedacht. Schon früh in seinem Studium wusste er, dass er unbedingt eine Assistentenstelle bekommen möchte um eine Dissertation schreiben zu können. Er wollte nicht nur über Forschungsergebnisse anderer lernen, sondern wirklich ausprobieren, wie die Wissenschaft von innen aussieht und wie man neue Erkenntnisse erarbeitet. Das war auch in der Tat eine fantastisch spannende Zeit, die ihm jedoch auch klar machte, dass er diese Art von Arbeit nicht unbedingt ein Leben lang betreiben möchte.
`In der Wissenschaft arbeitet man eben mit ungeheurer Detailtiefe an einer schmalen, kleinen Forschungsnische,´erklärt er und fügt hinzu:` Meinem Arbeitsstil kommt es eher entgegen, immer wieder neue, unterschiedliche Themen zu bearbeiten´.
Seine ganz persönliche wissenschaftliche Errungenschaft?
In Experimenten wurde – eher zufällig – festgestellt, dass schnelle Helium-Atome, die an einer Kristalloberfläche reflektiert werden, noch immer sehr schöne, saubere Quanten-Welleneigenschaften zeigen. Das war überraschend, weil man eigentlich angenommen hatte, dass die komplizierte, ungeordnete Bewegung der Kristall-Atome die Wellenüberlagerungen der Helium-Atome zerstören müssten. Man kann sich das so ähnlich vorstellen wie Wellen in einem Teich: Werfe ich einen Stein ins Wasser, kann ich die Ausbreitung der Wellen und ihre Überlagerung schön beobachten. Gibt es aber eine starke Störung – etwa ein tosender Wasserfall, der sich in den Teich ergießt, ist von einzelnen Wellen nichts mehr zu sehen. `Gemeinsam mit Kollegen konnte ich in Computersimulationen zeigen, wie sich die erstaunliche Stabilität der Helium-Atom-Wellen erklären lässt,´fasst Aigner seine Entdeckung zusammen.
DIE grösste wissenschaftliche Errungenschaft/Neuerung?
`Diese Frage sei nicht wirklich zu beantworten, weil Wissenschaft eben nicht aus einzelnen großen Durchbrüchen besteht, sondern aus einer kontinuierlichen Weiterentwicklung´, erklärt er. Aber wenn er eine Einzelleistung herausgreifen müsste, dann würde er die Entwicklung der klassischen Mechanik von Isaak Newton und seinen Zeitgenossen benennen. Florian fügt hinzu, dass es viele der Gedanken aus dieser Theorie schon vorher gab. Dennoch sei mit der klassischen Mechanik zum ersten Mal ein Werkzeug geschaffen worden, das die Welt auf mathematisch sehr tiefe Weise beschreibt und auf viele ganz unterschiedliche Situationen anwendbar sei. Es wurden Differential- und Integralrechnung entwickelt, und erst dadurch wurde ein hohes Niveau von theoretischer Sauberkeit und mathematischer Stringenz möglich, welche die Wissenschaft bis heute prägen.
Der/Die WissenschaftlerIn aller Zeiten?
Albert Einstein nennt Aigner als DEN Wissenschaftler, da er ein ungeheuer kreativer Denker war. An ihm bewundert er die Leistungen in ganz unterschiedlichen Bereichen, die uns bis heute beschäftigen. `Er hatte ein Talent, die richtigen Fragen zu stellen´schliesst er.
Fragen an die Wissenschaft
Neben einer ganzen Menge physikalischer Fragen würde ihn interessieren: `Gibt es irgendwo weit weg von der Erde außerirdische Intelligenz – und hat die mit uns etwas zu tun?´
Die andere Wissenschaft
Florian würde sich eine Wissenschaft wünschen, in der man nicht so sehr aufs Geld achten müsste. Das Auftreiben von Fördergeld ist heute für viele Forscher ein wesentlicher Teil ihrer Arbeit geworden. `Wissenschaftler sollen forschen und nicht Antragsformulare ausfüllen´, ergänzt Aigner. Gerade für junge Wissenschaftler, die noch keine feste Anstellung haben, sei der Kampf mit Forschungsförderungsstellen und der akademischen Verwaltungsstruktur oft sehr kräftezehrend.
Er hat kein genaues Bild wie die Wissenschaft der Zukunft ausshen könnte. Und genau das sei das Spannende daran, dass man das niemals vorhersehen könne.
Mehr zu Aigners Kommunikationstätigkeit: Auf seiner Webseite www.naklar.at und auf scienceblogs.de.
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